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Mieczyslaw Weinbergs schicksalhaftes Leben
„Siebzehn Tage lang wanderte er durch den Kugelhagel, bedroht von Luftangriffen, praktisch ohne Essen und Trinken. Einmal gelang es ihm, mit einer Gruppe junger Leute einen lokalen Bauern zu überreden, sie mit seinem Auto mitzunehmen. Bevor er diese Gelegenheit aber nutzen konnte, erschienen wohlhabendere Passagiere, und sie waren es, die schließlich weiterfuhren. Nach einigen Kilometern Marsch sah er diesen Wagen noch einmal, darin lagen die Leichen aller Flüchtlinge, erschossen aus den Bordkanonen eines deutschen Flugzeugs. Er wurde Zeuge von brutalen Morden, die Wehrmachtssoldaten an fliehenden Juden verübten …“
Die Rede ist von dem polnischen Komponisten Mieczyslaw Weinberg, der als Jude den Naziterror und später Stalins Schreckensherrschaft zwar überlebte, aber sich mehr als zehn Jahre auf der Flucht befand, ehe er in Moskau zur Ruhe kam. Wer sich für das Leben und Wirken des Komponisten interessiert, dem die Chopin-Gesellschaft in Kooperation mit dem Deutschen Polen-Institut kürzlich einen Liederabend widmete, der wird das einfühlsam geschriebene Büchlein nicht aus der Hand legen. (ce)
Danuta Gwizdalanka „Der Passagier“, 112 Seiten, Harrassowitz-Verlag, Wiesbaden
Bruce Liu in der 3. Etappe in Warschau 2021.